„Narbensohn“ von Mika D. Mon

Auch wieder ein vorablesen.de Gewinn.

Ich bin ehrlich, von diesem Buch bin ich hin und her gerissen. Die Idee ist gut. Studentin, die an ihrem ersten Roman arbeitet, interviewt Häftlinge. Sie wird nach der Entlassung von einem entführt und gerät in einen richtigen Kriminalfall. Daraus hätte man gut was machen können. Hätte…

Ich fange einfach mal mit den Recherchefehlern an:

  • Gefangene und Besuch gehen zusammen aus dem Raum? Und dann noch an anderen Häftlingen vorbei, von nur einem Justizvollzugsbeamten gesichert? No way! In vielen JVAs nutzen Gefange und ihr Besuch nicht einmal die selbe Tür.
  • Angestellter der JVA und Häftling sind schon vorher befreundet? Nein! Das muss der Beamte seinem Dienstherren bei Einlieferung des Inhaftierten mitteilen, damit dieser wieder verlegt werden kann. Sonst könnte er sich Vorteile durch die Freundschaft verschaffen.
  • Vorzeitige Entlassung, bei Liams Art und Weise? Nope! Nicht mal in seinen feuchten Träumen! Der hat draußen niemanden, theoretisch nicht mal einen festen Wohnsitz, nur kriminelle Sozialkontakte und dann eine Entlassung nach der (Ich vermute mal) 2/3 Regelung? Das geht nur bei guter Führung und sehr guter Sozialprognose.

Von den Schreib- und Zeichensetzungsfehlern fange ich jetzt nicht an.

Jetzt zu Helena Weiß, Studentin, Autorin, hypnotisiertes Karnickel!  Ich meine der Typ benimmt sich schon in der JVA nicht unbedingt nett. Dann, am Tag seiner Entlassung, entführt er sie, erwürgt sie dabei fast. Schlägt ihr beinahe den Schädel ein und sie himmelt ihn an wie doof?

Und dann fragt sie sich noch, ob das jetzt das Stockholmsyndrom ist. Wenige Stunden nach ihrer Entführung.

Meine Antwort darauf: Nein Mädel, du bist einfach nur durch!

Ich meine, klar in jedem Menschen steckt was Gutes, auch in einem Mörder/Totschläger (dass Helena das vor ihrem Besuch in der JVA nicht gegoogelt hat, wo der Unterschied liegt, zeigt in meinen Augen auch nur, wie beschränkt ihr Horizont ist)

Dabei hätte Helena wirklich, wirklich Potenzial gehabt, durch ihre Familiengeschichte.

Und über Liam Winterfeld, den ach so heißen Typen *Augen roll* mit dem Aggressionsproblem sag ich nicht viel. Ich meine, klar er hat viel mitgemacht und solche Dinge prägen. Aber, sein Verhalten geht gar nicht.

Leider ist das Buch Teil einer Reihe und endet mit einem fiesen Cliffhanger, so dass ich mir Band 2 (und höchst wahrscheinlich Band 3) auch noch holen muss.

Ich hoffe, dass das Autorinnenduo bis dahin noch recherchiert hat (und den Figuren die Tiefe, die sie haben könnten gönnen), denn alles in allem, trotz der Mängel, die mich richtig aufregten, war es ein spannendes Buch.

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